6. Oktober 2010

Das Blaufies Komplott


Genre: Adventure / Simulation
Veröffentlichung: 1996
Herausgeber: Norddeutscher Rundfunk
Entwickler: Rauser Advertainment
System: MS DOS
Wertung: 8/10

Hier haben wir ein sehr interessantes Spiel, welches gar nicht so richtig in eine Schublade passt. Am ehesten kann man das Spiel als First-Person-Adventure mit einem gehörigen Einschlag "Journalismus-Simulation" und eine Spur WiSim bezeichnen. Eure Aufgabe ist es eine Woche lang die Chefredaktion des NDR-Regionalmagazins "DAS!" zu übernehmen. Ihr recherchiert Themen, schickt Kamerateams zu Interviews und geht nebenbei noch einen Hackerangriff auf die Spur. Denn die GEZ-Gebühren wurden gestohlen! Das kann der geneigte "DAS!"-Redakteur natürlich nicht auf sich beruhen lassen und muss nachforschen. Natürlich habt Ihr auch nur ein gewissen Kontingent an Geld zur Verfügung: 30.000 DM. Damit werdet Ihr über die Woche auskommen müssen, könnt also nicht immer nur die teuersten Kameramänner und Tontechniker losschicken - Qualität und Quantität muss sich auch bei der Ausgabe der Gebühren die Waage halten. Ersteinmal zu den positiven Seiten des Spiels. Das Spiel besitzt eine ganze menge Videodateien. Anders als bei "Free Spirit" wurden hier nicht Schauspieler vor einer Bluescreen abgefilmt, sondern die Videos wurden wohl in den echten Redaktionsräumen des NDR gedreht. Wenn nicht, dann ist den Filmemachern die Illusion wirklich gut gelungen. Das Spiel bietet durchgängig gute Sprachausgabe und nach einer kurzen Eingewöhnungszeit findet man sich schnell zurecht. Der Schwierigkeitsgrad ist dabei ziemlich schwer gehalten. Schafft Ihr es nicht an dem Tag alle Aufgaben des Chefs zu 100% zu erfüllen, wird Euch gnadenlos gekündigt. Zum Glück stehen im Spiel mehrere Speicherplätze bereit. Das kann für den Einen eher frustrierend sein, andere Spieler sehen es als willkommene Abwechslung, da Werbespiele ja sonst immer recht einfach gehalten sind. Was mir dagegen garnicht gefällt, ist die unterschwellige Selbstbeweihräucherung. Die Redaktion hört natürlich den ganzen Tag N-Joy Radio und die GEZ wird natürlich auch sehr unkritisch beworben. Damals hat man das Geld sicher auch noch mehr in Programm und guten Journalismus gesteckt - im Gegensatz zu heute. Wenn man dies aber ausblenden kann, kommt man in den Genuss eines wirklich gut gemachten und kurzweiligen Spiels, welches ein paar Stunden sehr gut unterhalten kann und dem Spieler nebenbei einen netten Einblick gewährt wie so eine Sendung eigentlich geplant wird.

1 Kommentar:

  1. Vielen Dank, dass das Spiel hier zur Verfügung gestellt wurde (stellvertretend für all die andere Arbeit auf dieser großartigen Seite)! Ich kannte es zwar vorher nicht, hatte aber immer schon Interesse an diesen ganzen grandiosen Werbespielen aus den 90ern ... tja, und das "Blaufies-Komplott" (übrigens mit Bindestrich) ist dann wohl eines der Highlights aus der Ära!

    Ich habe es jedenfalls die letzten Tage gespielt (und mich bzw. das Spiel dabei sogar entgegen jeglicher Gewohnheit aufgezeichnet - wenn schon "Let's Play", dann doch auch mit was Kuriosem) und war - ganz unironisch - ziemlich gefesselt. An Tag 7 war für mich dann allerdings erst einmal Schluss, denn das Budget war mir ausgegangen (das Spiel reagiert darauf übrigens gar nicht - es geht einfach nicht mehr weiter und man ist für immer im Büro gefangen *schauder*). Dabei hatte ich eigentlich schon den Eindruck gehabt, relativ sparsam mit dem Geld umgegangen zu sein - immer nur das Teuerste habe ich jedenfalls nicht angewählt. Die Tendenz geht leider dazu, dass man (fast) immer nur das Billigste anwählen muss, weil sonst alle Arbeit an den vorherigen 6 Tagen mangels Geldreserven für die Katz war. Das ist ein wenig schade - zumal die Auswahl teurerer Optionen auch überhaupt keinen Einfluss auf die Ergebnisse bzw. den Spielerfolg zu haben scheint. Das ist für mich dann auch die große Schwachstelle des Spiels - fand ich sehr ärgerlich. Abgesehen davon würde ich den Schwierigkeitsgrad aber nicht so hoch ansetzen, wie hier beschrieben - man bekommt ja eigentlich doch alles relativ problemlos zusammengeklickt, wenn man nur halberlei konzentriert bleibt.

    Ansonsten gehe ich mit der positiven Bewertung hier einig, eine 8/10 als Bewertung ist - meines Erachtens auch ohne den "Ja gut, ist halt schon 20 Jahre alt"-Bonus - absolut gerechtfertigt. Die gewisse "Selbstbeweihräucherung" was insbesondere die ja so sorgsame Verwendung von Gebühren angeht, die fand ich im Übrigen gar nicht schlimm. Man kann das alles mit einem Augenzwinkern gut ertragen. Und es ist ja immerhin ein Werbespiel - da darf dann ruhig ein wenig geworben werden.

    Alles in allem also wirklich ein klasse Spiel - daher nochmals vielen Dank fürs Hochladen!

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